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Heinz Müller verstorben

Heinz Müller verstorben

Am 13. Oktober 2020 verstarb unser Ehrenmitglied Heinz Müller im 85 Altersjahr.

Heinz trat dem DVZO 1990 bei und engagierte sich zunächst bei der Lokrevision. Er wohnte im Ostschweizer Eisenbahnknotenpunkt Wil (SG) gleich ennet dem Gleisfeld gegenüber der SBB-Lokremise, die damals das Winterquartier für die DVZO-Dampfloks war. Von daher war das ein gäbiger Einstieg für ihn zur Verwirklichung seines Bubentraums Dampflokheizer, wozu ihm sein Nelly stets grosszügig die nötige Zeit gönnte. Bereits 1992 war es soweit. Damals reichte der Besuch eines Theorietages zwecks Kenntnisnahme, dass der Lokführer bei Rot stehen bleibt und bei Grün fährt, und dass der Heizer dies zu überwachen hat. Den Rest lernte man «on the job». Ohnehin war die Theorie weniger nach Heinz’ Geschmack, in der Praxis war er aber um so gelehriger und geschickter. Insbesondere die Lok 401 hatte es ihm angetan. Denn auf ihr ist von der Feuerbüchse bis zum Kohleverbrauch alles etwa ein Drittel kleiner als auf der «grossen» Lok 2, und das kam seiner körperlichen Konstitution sehr zupass. Besonders gern auf dem Führerstand war er, wie alle Kollegen, wenn der leutselige und verständnisvolle Doyen Anton «Sir Anthony» Reisacher am Regler stand und damit eine gute Stimmung garantiert war.

Aus Liebe zu seinem «schöö Löggeli» wurde er denn auch einige Jahre «Götti» des 401. Als Bub der Generation, deren Kindheit von der bunten Spanisch-Brötli-Bahn einerseits und vom niedergehenden Dampfbetrieb der letzten Pfiffe hinter den sieben Gleisen geprägt war, stand für ihn die bunte Farbgebung einer sauberen Dampflok unbedingt für einen gepflegten Nostalgiebetrieb. Das leuchtende Rot der Räder prangte dann bald auch als breite Zierlinie am Umlauf und – neckisch – am Rauchkammerrad. Ehrensache auch, in seiner Drechslerei hölzerne Armaturenhahn-Einfassungen zu drehen. Selbstverständlich war es, die Lok nur bestens geputzt und geschniegelt am Abend einzustallen. Sein spezieller Draht zu dieser Lok kommt nicht besser zum Vorschein als in der Begebenheit, dass sie nach 15 Jahren strengem Betrieb noch genau das 100-Jahr-Jubiläum der UeBB im Mai 2001 meisterte und erst am Tag drauf ihre Rohre zu rinnen begannen wie aus einer Zaine. Ganz und gar nicht gefallen hat es ihm aber auf dem für ihn unberechenbaren und störrischen Tigerli. Einmal, als Lok 10 alias 8476 auf der 30-Promille-Rampe von Wald nach Gibswil so gar kein Dampf machen wollte, gab er nach dem zweiten Siedehalt die Schaufel aus der Hand und erklärte Forfait. Lokführer Kaspar selig musste dann, um die Strecke für den nächsten Tösstaler zu räumen, ausser Fahren auch noch selber bis Bauma schaufeln.

Ehe das 401 erst 2008 wieder in Betrieb kam, hatte Heinz seine Heizertätigkeit beendet. Die zunehmende Theorielastigkeit dieser Arbeit behagte ihm noch weniger als die grösseren Loks. Statt dem Verein nun aber schnöde den Rücken zu kehren, besann er sich vielmehr auf seinen alten Beruf als «Hölzler» (Schreiner). Bereits 1995 hatte er den Umzug der Loktechnik von Wil (SG) nach Uster mitgemacht. Obwohl ihm das einen viel längeren Anreiseweg bescherte (den er bei schönem Wetter gerne auf seinem schweren Motorrad zurückzulegen pflegte), war er mindestens einmal wöchentlich in Uster anzutreffen. Nachdem 1999 der Seethalbahn-Vierachser 151 nach fünf Jahren noch immer halbfertig im Depot Bauma herumstand und die Revisionsarbeiten kaum vom Fleck kamen, trommelte er einige Werkstattkollegen zusammen und verbrachte die kommenden Monate mit ihnen jeweils in Bauma, um das Projekt voranzubringen. Innert Jahresfrist gelang es mit dieser Parforce-Leistung, den WR 151 in der heutigen Gestalt fertigzustellen und noch im Jahr 2000 auf die zweite Jungfernfahrt zu schicken.

Mit dieser Aktion hatte Heinz Gefallen gefunden an der Wagenrevision. Dies kam dem DVZO gerade sehr zupass, denn am Fahrzeugpark, der damals noch permanent in Wind und Wetter draussen herumstand, hatte über 20 Jahre nach Betriebseröffnung spürbar der Zahn der Zeit genagt. Im Zweijahres-Takt folgte nun Wagen auf Wagen, der eine schöner wie der andere praktisch fabrikneu aus der Ustermer Rundremise. Heinz leitete die Revisionen am BC 4563, am C 106, am F 204, am F 405 und am WR 109 zunächst alleine und dann als Unterstützung des neuen Wagenchefs Jürgen Rakow. Dabei verstand es Heinz, durch seine feine, aber beharrliche Art die Kollegen vom «Ziischtigs-Grüppli» immer wieder zu Bestleistungen anzuspornen. Als Anerkennung für seine ausserordentlichen Verdienste ernannte ihn die DVZO-Generalversammlung zum Ehrenmitglied. Vor rund 10 Jahren zog sich Heinz altershalber aus dem Werkstattbetrieb zurück. Gelegentlich sah man ihn dann auf einer Dampfbahnfahrt in einem «seiner» Wagen – und mit Vorliebe vom wieder auferstandenen «schöö Löggeli» gezogen.

Heinz hat als fleissiger Schaffer den DVZO stark geprägt mit einer positiven Motivation, indem er das Notwendige erkannte und mit seinen Fähigkeiten bis zur Vollendung anpackte, anstatt im Wolkenkuckucksheim zu schweben. Eine seiner letzten Arbeiten waren die Prospekt-Dispenser neben den Wagentüren, die er in seiner Drechslerei auf den Zehntelsmillimeter genau fertigte. Sie sind immer noch so stabil wie vor über 10 Jahren. Mit Dankbarkeit denken wir an Heinz und sein Wirken im Verein zurück.

Heinz Müller mit seinem „Hölzlerkoffer“ in der Remise Uster, ca. 2005