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Bauma

Das Bahnhofensemble Bauma

Der Bahn­hof Bau­ma war ab 1876 Mit­tel­punkt der Tösstal­bahn, ab 1901 sogar Kno­ten- und Umstei­ge­punkt zur Ueri­kon-Bau­ma Bahn. Auf­grund der regio­na­len Rand­la­ge des Tössta­les und der zöger­li­chen ver­kehrs­mäs­si­gen Ent­wick­lung hat die Bahn­hof­an­la­ge ihren Cha­rak­ter aus der vor­letz­ten Jahr­hun­dert­wen­de bis 2013 bewahrt. Aber auch heu­te eig­net sich der Stand­ort Bau­ma ganz beson­ders für das erklär­te Ziel des DVZO, ein « Bal­len­berg der schwei­ze­ri­schen Nor­mal­spur­bah­nen » zu wer­den. Es sol­len nicht nur die alten Gemäu­er und Fahr­zeu­ge, son­dern auch Beru­fe, Gerü­che und Geräu­sche eins zu eins der Nach­welt erhal­ten bleiben.

Das Aufnahmegebäude

Das Auf­nah­me­ge­bäu­de ent­spricht der Bau­art „1. Klas­se“ der Natio­nal­bahn. Fast glei­che Bau­ten ste­hen ent­lang der poli­tisch mit der Tösstal­bahn ver­ban­del­ten Natio­nal­bahn in Kreuz­lin­gen, Stein am Rhein, Etz­wi­len und Baden Ober­stadt. Die seit ca. 1950 unver­än­der­te Innen­ar­chi­tek­tur wur­de erst in Zusam­men­hang mit der Fern­steue­rung der Siche­rungs­an­la­ge im Jahr 2015 wie­der ein­mal umfas­send saniert und umgestaltet.

Abge­se­hen von einem Bil­lett­schal­ter sind alle Räum­lich­kei­ten pri­vat ver­mie­tet. Dies wider­spie­gelt indi­rekt eine Ent­wick­lung, von der Bau­ma als Bahn­hof einer Rand­re­gi­on beson­ders stark betrof­fen war. Arbei­te­ten hier noch in den 1960er-Jah­ren über 40 Eisen­bah­ner fast rund um die Uhr, ist es heu­te noch genau eine Per­son zu Bürozeiten.

Das Depot

Das zwei­glei­si­ge Depot dien­te der Tösstal­bahn ab 1875 als Loko­mo­tiv­re­mi­se. Es war ursprüng­lich um 4 Fens­ter­ab­schnit­te kür­zer als heu­te, so dass wohl nicht mehr als 4 kur­ze Loko­mo­ti­ven drin Platz fan­den. Eben­falls hier unter­ge­bracht war ein gut 20 Kubik­me­ter Was­ser fas­sen­der Vor­rats­tank, der von einer eige­nen Quel­le gespie­sen wur­de und das Was­ser für den gros­sen Bedarf der Dampf­loks sam­mel­te (in ande­ren Bahn­hö­fen wur­den zu die­sem Zweck eige­ne Was­ser­tür­me gebaut). Mit der Instal­la­ti­on einer Dorf­ka­na­li­sa­ti­on wur­de die­se Ein­rich­tung über­flüs­sig, das schwe­re eiser­ne Vor­rats­be­cken hat aber bis heu­te über­lebt. Mit der Ver­staat­li­chung der Tösstal­bahn hob die SBB Bau­ma als Loko­mo­tiv­de­pot auf und quar­tier­te die Bahn­meis­te­rei ins Depot, das für die neue Auf­ga­be um zwei Fens­ter­län­gen ver­brei­tert wur­de. Der Bahn­meis­ter war mit 15 bis 20 Mann für den weit­ge­hend manu­el­len Unter­halt der kur­ven- und kunst­bau­ten­rei­chen Stre­cke zwi­schen Grü­ze und Gibs­wil zustän­dig. 1947 kam mit der Ver­staat­li­chung der Ueri­kon-Bau­ma Bahn noch die nicht min­der unter­halts­auf­wän­di­ge Stre­cke nach Wet­zikon dazu. Das Depot wur­de des­halb erneut um 2 Fens­ter­län­gen ver­brei­tert und erhielt damit das heu­ti­ge Aus­se­hen. Im Gegen­zug wur­den die ursprüng­li­chen Anheiz­ka­mi­ne ent­fernt — sehr zu unse­rem heu­ti­gen Leid­we­sen, denn so müs­sen wir auch bei Regen­wet­ter unter frei­em Him­mel anheizen.

Eben­falls in die­sem Depot befand sich bis 1996 der Stütz­punkt für das Bau­mer Zug­per­so­nal der TBB bzw. spä­ter der SBB (Zug­füh­rer, Kon­duk­teu­re, Brem­ser). Die UeBB hin­ge­gen war nie hier ein­quar­tiert, ihr Hei­mat­de­pot stand in Hin­wil. 1972 bekam das Depot erst­mals Kon­takt mit dem jun­gen DVZO, als hier die bei­den soeben über­nom­me­nen Dampf­lo­ko­mo­ti­ven E2/2 3 und Ed3/4 2 ein­ge­stellt wur­den. Ab 1978 durf­te der Ver­ein die Dampf­lok zwi­schen den Betriebs­ein­sät­zen im Depot unter­brin­gen ; es wur­de aber vom Bahn­meis­ter sorg­sam dar­auf geach­tet, dass dies nur im kal­ten Zustand erfolg­te. Bis zur Abküh­lung hat­te die Lok im Frei­en zu ver­blei­ben. 1988 wur­de im Zuge von Ratio­na­li­sie­rungs­mass­nah­men die Bahn­meis­te­rei Bau­ma auf­ge­ho­ben, das Depot mit­hin arbeits­los. Der DVZO nutz­te die Gele­gen­heit, mie­te­te eines der bei­den Glei­se und erlang­te von der SBB das Recht auf die Ein­rich­tung einer eige­nen Werk­statt sowie von Lager­räu­men. Dies wur­de dann auch sofort in die Tat umge­setzt. De fac­to waren schon damals meis­tens andert­halb Glei­se belegt, immer­hin konn­ten jetzt auch Wagen sel­ber unter­hal­ten wer­den. 2001 schliess­lich über­nahm der DVZO im Zuge der Stre­cken­über­nah­me Bau­ma-Bärets­wil das Depot Bau­ma im Bau­recht und ist seit­her allei­ni­ger Herr über die Lie­gen­schaft. 2005 erfolg­te die drin­gen­de Sanie­rung der stark bau­fäl­li­gen Fas­sa­den auf der West- und Südseite.

Eine bedeu­ten­de Her­aus­for­de­rung für die Zukunft besteht in der neu zu erstel­len­den Erschlies­sung, weil in Zusam­men­hang mit der Fern­steue­rung des Bahn­hofs der bis­he­ri­ge Depot-Stras­sen­über­gang auf­geboben wurde.

Das Bahndienstgebäude aus dem Jahre 1875

2008 über­nahm der DVZO auf Initia­ti­ve der SBB-Denk­mal­pfle­ge ein his­to­ri­sches Bau­di­enst­ge­bäu­de aus dem Jahr 1875, das in Wol­husen (Kan­ton Luzern) einer Bahn­hof­sa­nie­rung wei­chen muss­te. Im Lau­fe des Jah­res 2009 wur­de der ein­stö­cki­ge Rie­gel­bau im Depot­are­al Bau­ma wie­der auf­ge­baut und beher­bergt ein Maga­zin sowie ein Aufenthaltslokal .

Für betrieb­lich dezen­tra­li­sier­te Klein­nut­zun­gen erstell­ten frü­her die Bahn­ge­sell­schaf­ten stan­dar­di­sier­te Neben­bau­ten. Es gelang­ten meist leich­te, mit Sat­tel­dä­chern ver­se­he­ne Holz­fach­werk­kon­struk­tio­nen zur Aus­füh­rung, wel­che mit ver­ti­ka­len Bret­ter­ver­scha­lun­gen ein­ge­klei­det wur­den. Kräf­ti­ge Oel­farb­an­stri­che in Creme- und Braun­tö­nen stell­ten den Wit­te­rungs­schutz sicher. Die beschei­de­nen Zweck­bau­ten (Wär­ter­bu­den, Maga­zi­ne, Klein­schup­pen usw.) erhiel­ten oft­mals als deko­ra­ti­ve Ele­men­te pro­fi­lier­te Spar­ren- und Pfet­ten­köp­fe, gesäg­te Büge und ein­fa­che Laub­sä­ge­ver­zie­run­gen im Trauf- und Ortbereich.
Das kon­struk­ti­ve Sys­tem erlaub­te es, sol­che Klein­bau­ten zu demon­tie­ren, zu ver­set­zen und andern­orts wie­der auf­zu­rich­ten. Die­se Beweg­lich­keit brach­te es mit sich, dass sol­che Bau­ten nach dem Weg­fal­len der betrieb­li­chen Not­wen­dig­keit gröss­ten­teils aus den Bahn­ge­bie­ten verschwanden.
Dass sich in Wol­husen ein Bahn­meis­ter­schup­pen in nahe­zu unver­än­der­tem Ori­gi­nal­zu­stand erhal­ten hat, muss als Glücks­fall bezeich­net wer­den. Nach der geplan­ten Befrei­ung von spä­te­ren Anbau­ten und dem Auf­brin­gen eines zeit­ge­mäs­sen Schutz­an­strichs in der ori­gi­na­len Farb­ge­bung kann die­ses kar­ge, jedoch qua­li­täts­vol­le Klein­bau­werk Zeug­nis für einen einst ver­brei­te­ten Bau­ty­pus able­gen. Mit der Wie­der­her­stel­lung der gesäg­ten Trauf- und Ort­bret­ter wird mit kleins­tem Auf­wand der Bau­te die ehe­ma­li­ge Wür­de zurückgegeben.

Gleisanlage und Umgebung in Bauma

Die Gleis­an­la­ge in Bau­ma erhielt ihre heu­ti­ge Form zunächst anläss­lich der Elek­tri­fi­zie­rung der Stre­cke Bau­ma-Hin­wil im Jahr 1947 und dann end­gül­tig vor der Fern­steue­rung im Jahr 2014. 1947 ver­schwand die 12m-Dreh­schei­be vis-à-vis Auf­nah­me­ge­bäu­de, dafür wur­de das dama­li­ge Gleis A4 (heu­te 203) neu gelegt. Im Gegen­zug ver­schwand aus dem Kopf­bahn­hof, der soge­nann­ten B‑Gruppe, eines von vier Glei­sen. Dies ist noch heu­te an den gross­zü­gi­gen Platz­ver­hält­nis­sen im Bereich des Dampf­bahn-Per­rons erkenn­bar und bot den erfor­der­li­chen Raum für die his­to­ri­sche Bahnhofshalle.

Im Som­mer 2013 wur­de die seit 66 Jah­ren fast unver­än­der­te Bahn­hof­an­la­ge für die Fern­steue­rung der Siche­rungs­an­la­gen fit gemacht. Von den einst 4 Per­rons der A‑Gruppe ver­blieb noch ein ein­zi­ges ; das zwei­te ver­blie­be­ne Gleis dient nur Dienst­zü­gen ohne Ein- und Aus­stieg. Das Gleis 3 wur­de ersatz­los ent­fernt und das Gleis 4 (heu­te 203) wech­sel­te mit Weg­fall der Wei­chen­ver­bin­dung Sei­te Saland zum Depotareal.

Der von der dama­li­gen Tösstal­bahn im Jah­re 1901 gebau­te Güter­schup­pen wur­de in der Nacht vom 15./16. Juli 2006 ein Raub der Flam­men. Neben der ein­schif­fi­gen, höl­zer­nen Güter­hal­le beher­berg­te der Schup­pen im gemau­er­ten west­li­chen Teil einen klei­nen beheiz­ba­ren Auf­ent­halts­raum für die einst zahl­rei­che Arbei­ter­schaft des Bahn­hofs, sowie einen eige­nen Lam­pis­te­rie­raum, wo das Schmier- und Beleuch­tungs­öl bzw. Kar­bid­pul­ver für die unzäh­li­gen Weichen‑, Signal- und Hand­lam­pen auf­be­wahrt wurde.

Frü­her exis­tier­ten noch zwei wei­te­re Remi­sen­bau­ten : vis-à-vis Auf­nah­me­ge­bäu­de stand bis zum Bahn­hof­um­bau 1947 eine zwei­stän­di­ge Wagen­re­mi­se. Am öst­li­chen Bahn­hof­kopf befand sich zudem bis kurz nach der Ver­staat­li­chung der Tösstal­bahn 1921 eine drit­te Remi­se, in der damals die TTB-Bahn­meis­te­rei zu Hau­se war.

« Historische Bahnhofhalle » in Bauma

Dem DVZO bot sich die ein­ma­li­ge Chan­ce, eine his­to­ri­sche Hal­le in das Eisen­bahn­ensem­ble des Ver­eins zu inte­grie­ren. Dabei han­delt es sich um eine der bei­den ehe­ma­li­gen Per­ron­hal­len des Bas­ler Cen­tral­bahn­hofs. Die Bas­ler Per­ron­hal­len wur­den vom Cen­tral­bahn-Chef­ar­chi­tekt Lud­wig Maring ent­wor­fen und 1860 in Betrieb genom­men. Am 17. Juli 1905 geneh­mig­te das Schwei­zer Eisen­bahn­de­par­te­ment einen Plan für den Bau eines Holz­schup­pen in Olten « mit Ver­wen­dung der in Basel abzu­bre­chen­den öst­li­chen Per­ron­hal­le ». Über 100 Jah­re lang stand die­ses his­to­risch bedeu­tungs­vol­le Bau­werk also zweck­ent­frem­det in Olten, wo es von der Sand­strah­le­rei sowie der Schrei­ne­rei der SBB belegt wur­de. Im Rah­men eines klei­nen Fest­ak­tes fand am 20. März 2009 die offi­zi­el­le Über­ga­be der Hal­le in Olten durch die SBB an den DVZO statt. Im Win­ter­halb­jahr 2009/2010 wur­den die Per­ron­an­la­gen neu gebaut und die drei Kopf­glei­se des DVZO-Bahn­hofs neu ver­legt, damit die­se mit der Geo­me­trie des Hal­len­grund­ris­ses übereinstimmen.