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Neuthal

Bahnhof

Der Bahnhof Neuthal diente primär der Erschliessung der Guyer-Zeller’schen Spinnerei mit Rohbaumwolle. Sein Aufnahmegebäude entsprach dem einstöckigen UeBB-Normtyp „zweiter Klasse“. Ein letztes erhaltenes Exemplar steht heute noch in Ettenhausen-Emmetschloo, während das dritte Gebäude dieser Art im Bahnhof Wolfhausen bereits 1925 aufgestockt wurde. 23 Jahre später wurde auch der Bahnhof Neuthal erweitert, nachdem die SBB die Strecke übernommen hatte. Man fügte dem Büro und Wartsaal einen Anbau und eine obere Etage hinzu, um eine Dienstwohnung einzurichten. Vorher wohnte der Vorstand, der gleichzeitig noch als Posthalter, Briefträger und Krämer amtete, in seinem Bauernhaus am Brückenkopf. Mit der Erweiterung des Aufnahmegebäudes einher ging jedoch der Rückbau der bisherigen Gleisanlage nach UeBB-Norm (1 Durchgangs-, 1 Ausweich- und 1 Stumpengleis) auf ein einziges Durchfahrgleis, damit die Rückstufung der Station zur Haltestelle und die Aufhebung der Güterabfertigung. Noch bis 1973 konnte man hier aber Billette kaufen und Gepäck aufgeben, und nach wie vor war der SBB-Vorstand auch gleichzeitig Posthalter. Neuthal bekam sogar noch eine eigene Postleitzahl (8346), bis der 1969 bloss „versuchsweise“ eingeführte Bahnersatz-Bus definitiv eingeführt und die personelle Besetzung der Halte- und Poststelle durch die SBB gestrichen wurde.

Das nur teilweise unterkellerte Gebäude verfiel darauf zusehends, bis sich der damalige DVZO-Präsident Markus Wildi seiner annahm. Mit dem DVZO als Grundeigentümer ging das Aufnahmegebäude im Jahr 2000 schliesslich ins Baurecht der Familie Wildi über. Seither wurde einiges investiert und im ehemaligen Güterschuppen ein stimmungsvolles Beizli eingerichtet. Sein Besuch ist eine lohnenswerte Ergänzung zur Fahrt mit der Dampfbahn.

 

Barrierenposten

Der Barrierenposten 98a im Neuthal ist ein original eingerichtetes Wärterhaus, wie sie es bis in die 1980er-Jahre schweizweit zu Hunderten gab. Die Wärterinnen – Barrierenfrau war neben der Rottenköchin jahrzehntelang der einzige Beruf, den Frauen bei der Bahn ergreifen konnten – hatten einen strengen Job, der höchste Zuverlässigkeit verlangte. Schon ab den 1950er-Jahren wurden sie mehr und mehr Opfer der ersten Rationalisierungen. Niveauübergänge wurden aufgehoben, durch Unterführungen ersetzt oder mit automatischen Sicherungsanlagen ausgerüstet. Ein tragischer Unfall in Pfäffikon ZH führte 1982 zum Entscheid der SBB, alle verbliebenen Barrierenposten so rasch wie möglich aufzuheben. Dreizehn Jahre später verschwand der letzte für immer. Für den DVZO war dies der Anlass, dieses Stück Eisenbahnkultur im lebendigen Betrieb der Nachwelt zu erhalten. Da auf der DVZO-Strecke nirgens solche Posten existierten und die Hauptstrassenübergänge für die Installation von alten Barrieren zu kritisch sind, wählte man als Standort den Übergang einer wenig befahrenen Gemeindestrasse im Neuthal, die bisher nur von Andreaskreuzen gesichert war. Als Wärterhaus installierte das Team um die Initianten Christoph Maag und Wisi Bischofberger die zur gleichen Zeit in Glarus überzählig gewordene Bude des Bodenwärters Seite Netstal. Im April 1996 konnte das fertige Bauwerk mit Böllerschüssen aus einer Hagelkanone eingeweiht werden. Als einzige Konzession an die Neuzeit sind in diesem Posten entgegen der Originalsubstanz Deckungssignale montiert. Sie zeigen dem Lokführer rechtzeitig an, dass die Barrieren wirklich geschlossen sind und erhöhen so die Sicherheit markant. Ausserdem erlauben sie, statt einem einzigen bei Bedarf auch zwei Züge im Blockabstand verkehren zu lassen.