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Auf (Farb-) Spurensuche

Auf (Farb-) Spurensuche

Stadtbahnhof Zürich-Wollishofen am linken Zürichseeufer. Während an einem herrlichen Donnerstagmorgen im August die Pendler die S-Bahn-Züge in der Rushhour verlassen und zum Arbeitsplatz stressen, geschehen an den gleisabgewandten Fassaden des einstigen Güterschuppens seltsame Dinge. Männer stehen ruhig auf Bockleitern und in einer Hebebühne, kratzen konzentriert mit feinen Handwerkzeugen am hässlichen oxidroten Anstrich bis sie die ursprüngliche Farbgebung entdecken, entfernen Deckplatten und dringen zum originalen Verputz vor. Aufeinanderliegende Farbschichten werden in einem kleinen Ausschnitt sorgfältig abgetragen und die Funde akribisch festgehalten.

Farbuntersuchung im Sockelbereich.
Bild. Hugo Wenger

Am Werk sind Fachleute der für Denkmalschutzobjekte spezialisierten Fontana & Fontana AG aus Rapperswil-Jona. Im Auftrag des Projektteams «Depotareal Bauma 2020» suchen sie nach Spuren früherer Anstriche an Holz, Metall und Beton. Subtil werden an verschiedenen Stellen am Gebäude Schicht um Schicht hervorgekratzt und den Staub mit einem Pinsel sauber abgewischt. Und die Suche nach der richtigen «Farbspur» sollte sich als erfolgreich erweisen. Im Untersuchungsbericht ist nachzulesen, dass bei der bauzeitlichen Gestaltung von 1928 die Dachuntersicht, Pfetten und hellen Bretter an der Fassade mit einer Ölfarbe ähnlich «Achatgrau» gestrichen waren. Die Balken, Stützen und dunklen Bohlenbretter an der Fassade waren damals mit einer Ölfarbe ähnlich «Staubgrau» versehen. Diese Farbe traf auch auf den verputzten Sockelbereich zu. Fenster und Fenstergitter strahlten in «Rehbraun» und «Anthrazitgrau». Bei nachfolgenden Renovationen entstanden vier weitere Fassungen von Farbgebung, welche letztendlich mit der aktuellen Kunstharzfarbe ähnlich «Oxidrot» den Abschluss gefunden hat.

Farbuntersuche an Fassade, Balken und Dachuntersicht.
Bilder: Hugo Wenger

Der Güterschuppen in Wollishofen ist zusammen mit jenem in Bad Ragaz wegen der innovativen Gebäudeform und der zeittypischen Detailgestaltung ein wichtiger Bauzeuge seiner Epoche und steht heute berechtigterweise unter Denkmalschutz. Die geplante Verlegung und Einbindung im Depotareal des Dampfbahn-Vereins Zürcher Oberland wird von der Fachwelt sehr begrüsst. Mit der Verlegung übergibt die heutige Besitzerin SBB Immobilien den Güterschuppen an den DVZO.

Der Güterschuppen von Zürich-Wollishofen auf der gleisabgewandten Seite.
Bild: Hugo Wenger

Die Bewilligungsunterlagen zum Güterschuppen liegen schon zu einem grossen Teil vor. Der Rückbau, die Aufarbeitung und Wiedererrichtung neben der Töss in Bauma wird zusammen mit den restlichen Teilprojekten des DVZO und der Revitalisierung und den Hochwasserschutzmassnahmen des Kantons Zürich (AWEL) unter Federführung der Freiwilligen des DVZO geplant. Die Umsetzung ist ab 2025 vorgesehen.  

Hugo Wenger, Projekt Depotareal Bauma