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Dampfbahnstrecke: neuer Abschnitt

Dampfbahnstrecke: neuer Abschnitt

Ab 01. Januar 2019 verpachtet der DVZO der Sursee-Triengen-Bahn AG bis auf weiteres die Strecke Bauma – Bäretswil.

Im Jahr 2000 stiess die SBB ihre 1947 von der Uerikon-Bauma Bahn (UeBB) übernommene Linie Bauma-Bäretswil ab. Da der Betrieb dieser Strecke für den DVZO existenziell ist, sprang er damals in die Lücke und übernahm die Infrastruktur für 1 Franken. Seither war er Inhaber der Infrastruktur-Konzession und seit 2014 auch einer Sicherheitsgenehmigung. Das Ziel der betriebsfähigen Erhaltung konnte stets erfüllt werden, wenn auch zu einem sehr hohen Preis; bis zu einem Drittel des Umsatzes steckte der DVZO jährlich in Erneuerung und Unterhalt der Infrastruktur. Die Anschlussstrecke Bäretswil-Hinwil blieb vorderhand in Bundesbesitz, aber in den letzten Jahren zeigte sich immer deutlicher, dass die SBB ein ungeeignetes Gefäss für diese Art von Eisenbahn ist. Der Bund als Anlageneigner evaluierte die Sursee-Triengen-Bahn AG (ST) als optimalen Betreiber, und es erwies sich für alle Beteiligten als vorteilhaft, wenn auch der Abschnitt Bauma-Bäretswil zur ST wechselt. Damit ist der DVZO von wesentlichen Belastungen personeller und finanzieller Art befreit, kann aber mit der Verpachtung seine Interessen kurz- und langfristig weiterhin verfolgen. Im Fall der Dampfbahnstrecke bedeutet dies die weiterin hohe Verfügbarkeit der Infrastruktur für die eigenen Fahrplan- und Extrazüge, aber auch die Möglichkeit für Aufbau und Pflege eines Inventars an Gebäuden und Anlagen mit historischem Charakter.
Die Pacht von Eisenbahnstrecken war hierzulande vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet, kam aber in Einzelfällen auch später noch zur Anwendung; so war z.B. die Strecke Wattwil – Ebnat-Kappel fast 100 Jahre lang bis 2006 von der SBB an die damalige Bodensee-Toggenburg-Bahn verpachtet. Der Pächter ist Inhaber der Infrastruktur-Konzession sowie der Sicherheitsgenehmigung und trägt die alleinige Verantwortung für die Sicherheit und die Wirtschaftlichkeit des Betriebs.

Der DVZO blickt auf achtzehneinhalb Jahre zurück, in denen er in aussergewöhnlicher Weise als Verein eine fast sechs Kilometer lange elekrifizierte Bahnlinie betrieben hatte. Fünf Personen, die sich abwechselnd dafür an vorderster Front engagierten, sei hier besonders gedankt:
Christoph Maag war als Chef des kantonalen Wasserbauamtes (später AWEL) und Dampflokheizer beim DVZO stets mit dem Schicksal dieser Linie verbunden. Er hat mit Sachkunde und Verhandlungsgeschick die Übernahme von der SBB begleitet, sich diverse Male für die Finanzierung und Durchführung von Sanierungs- und Erweiterungsprojekten eingesetzt und die Anlagen jahrelang als Bahnmeister zusammen mit „Vorarbeiter“ und DVZO-Dampflokführer Alois Bischofberger gepflegt.
2007 trat DVZO-Dampflokführer Daniel Rutschmann die Nachfolge von beiden an. Auch er setzte in den folgenden Jahren den einen oder anderen Markstein, bisweilen sogar buchstäblich. Ab 2011 wurde er zunächst unterstützt und dann abgelöst von DVZO-Dampflokführer Lukas Trüb als Bahnmeister und DVZO-Dampflokheizer Christian Schlatter als Bahningenieur. Beide um die 30 Jahre alt, haben auch sie sich in tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden um die Sicherheit und Zufriedenheit der Dampfbahn-Fahrgäste und -Nachbarn gekümmert.

Es ist dem DVZO bis auf wenige temporäre Ansätze nie gelungen, einen wirklich schlagkräftigen, vielköpfigen und permanenten „Froni“-Stamm für den Baudienst aufzustellen, wie man ihn insbesondere von der Furka-Bergstrecke kennt oder wie er für den DVZO-Betriebsdienst seit jeher selbstverständlich ist. Die dadurch erforderliche Fremdvergabe vieler Arbeiten führte zur erwähnten finanziellen Belastung. So ist die jetzt umgesetzte Lösung für den Verein die momentan beste Option, auch wenn sie einen Autonomieverlust bedeutet und neue Risiken aufgrund von zusätzlichen Schnittstellen und emotionalen Ablösungserscheinungen in den Griff zu kriegen sind.

Wir wünschen unserer Pächterin einen guten Start im neuen Wirkungsfeld und freuen uns auf eine angenehme Zusammenarbeit.