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Bruno Homberger verstorben

Bruno Homberger verstorben

Unser Ehren­mit­glied Bru­no Hom­ber­ger, der lang­jäh­ri­ge Haus­gra­fi­ker und Zug­füh­rer ist ver­gan­ge­ne Woche am 11. März ver­stor­ben. Auf dem Titel­fo­to besucht Bru­no Hom­ber­ger 2016 die Revi­si­on des WR 151 und posiert neben « sei­nem » Logo, das hier eine auf­wän­di­ge Bron­ce­plat­te ziert.

Ein Nach­ruf von Jürg Hauswirth

Unser Ehren­mit­glied Bru­no Hom­ber­ger aus Win­ter­thur ver­starb kurz nach Voll­endung sei­nes 92. Lebens­jah­res. In den 70er- und 80er-Jah­ren war er in diver­sen Tätig­kei­ten sehr aktiv : In der Wagen­re­vi­si­on, als Zug­füh­rer, als Bei­sit­zer im Vor­stand sowie als gestal­te­ri­scher Redak­teur der Ver­eins­zeit­schrift « Dampf-Express » und manch ande­rer Ver­eins­pu­bli­ka­tio­nen. Auch Sohn Jürg tum­mel­te sich bei uns vie­le Jah­re in Vaters Fuss­stap­fen. Gegen Ende der 90er-Jah­re zog sich Bru­no alters­hal­ber zurück, kam aber immer wie­der ger­ne ein­mal in Bau­ma vorbei.

Auch wenn wohl vie­le heu­ti­ge Mit­glie­der ihn nicht mehr ken­nen­ge­lernt haben, so ken­nen sie etwas von Bru­no ganz bestimmt — näm­lich das DVZO-Logo mit der sti­li­sier­ten Lok 2, dem mar­kant-dyna­mi­schen Akro­nym in der Rauch­wol­ke und dem kreis­för­mig dar­um her­um geschrie­be­nen Ver­eins­na­men. Als Gra­fi­ker beim Migros-Genos­sen­schafts­bund hat­te Bru­no das Visu­el­le im Blut. Er schuf das Logo im Hin­blick auf die Betriebs­er­öff­nung 1978 ; der Hin­ter­grund in der dama­li­gen Mode­far­be Oran­ge erin­nert dar­an. Nur leicht ver­än­dert (nun­mehr zumeist ohne das Oran­ge) beglei­tet das Logo uns und unse­re Gäs­te noch heu­te. In sei­ner ver­schmitzt-men­schen­freund­li­chen Art war Bru­no ein wohl­tu­en­der Kon­ter­part zu manch gries­grä­mig-ideo­lo­gisch-humor­lo­sem Kol­le­gen in der dama­li­gen Zeit. Bezeich­nend ist eine Sto­ry aus sei­nem Berufs­le­ben, die Bru­no ger­ne erzähl­te : Zur Umset­zung der Wer­be­kam­pa­gnen besuch­te er regel­mäs­sig reih­um die Filia­len. Einst kurz nach den Oster­ta­gen fiel ihm irgend­wo ein etwas unbe­hol­fe­ner Erst­jahr-Lehr­ling auf, und Bru­no frag­te ihn unschul­dig-ent­setzt, ob sie denn hier die Schog­gi-Oster­ha­sen-Zer­stampf­ma­schi­ne noch nicht bestellt hät­ten, um die vie­len noch her­um­ste­hen­den Hohl­pro­duk­te ihrer sach­ge­mäs­sen Ver­wer­tung zuzu­füh­ren ? Mit viel Zure­den brach­te Bru­no den Ver­dat­ter­ten schliess­lich dazu, in der Zür­cher Her­dern­stras­se anzu­ru­fen zwecks Ver­such das ver­meint­lich nöti­ge Ding zu ordern. Die mitt­ler­wei­le im Maga­zin Dazu­ge­kom­me­nen hat­ten ihren Spass dabei. Zurück in der Zen­tra­le aber wur­de Bru­no förm­lich zum Abtei­lungs­lei­ter zitiert. Die­ser belehr­te ihn über die rich­ti­ge Erzie­hung von Lehr­lin­gen und über die unter­neh­me­ri­sche Spar­sam­keit. Dann hiess er ihn, zur Mah­nung und Stra­fe die PTT-Gebühr des unnö­ti­gen Tele­fon­ge­sprächs von 20 Rap­pen in bar gegen säu­ber­li­che Quit­tie­rung mit 4‑fachem For­mu­lar unver­züg­lich rückzuerstatten.

Der fol­gen­de ergän­zen­de Text über Bru­no Hom­ber­ger aus dem Dampf­ex­press 2017 stammt von Moni­ka Bie­ri und ist leicht gekürzt und ergänzt.

Am 7. Sep­tem­ber 1976 trat Bru­no Hom­ber­ger dem Ver­ein bei. Wal­ter Brun­sch­wei­ler, tech­ni­scher Lei­ter und Vor­stands­mit­glied, nahm mit ihm Kon­takt auf. Er hat­te ver­nom­men, dass Bru­no Hom­ber­ger « vom Fach » sei. Tat­säch­lich ist die­ser gelern­ter Gra­fi­ker und Litho­graph und arbei­te­te damals für die Migros Win­ter­thur in der Deko­ra­ti­on und Wer­bung. Im Juli 1977 pro­to­kol­lier­te der Vor­stand « Es hat sich noch kein Schrif­ten­ma­ler gemel­det. Herr Hom­ber­ger macht einen Ent­wurf für das Signet. Es muss allen­falls mit einer Abän­de­rung der Bezeich­nung auf DZO gerech­net wer­den. » Bru­no Hom­ber­ger berich­tet von der Ent­ste­hung des DVZO-Logos : « Es war bereits etwas da, mit Flü­geln, wie die meis­ten Bah­nen. Aber ich woll­te etwas Moder­nes – auch wenn wir eine Muse­ums­bahn haben, soll es zeit­ge­mäss sein. Man kann auch alte Sachen in einem moder­nen Muse­um aus­stel­len ! » Gege­ben waren die vier Buch­sta­ben D V Z O. Bru­no Hom­ber­ger woll­te die­se mit­ein­an­der in Ver­bin­dung brin­gen. Er wähl­te eine mas­si­ve Schrift und tüf­tel­te dar­an her­um, bis die ein­zel­nen Buch­sta­ben in einer Ket­te zusam­men­hin­gen. Das Resul­tat befrie­dig­te ihn noch nicht, denn es war noch kei­ne Dyna­mik im Schrift­zug. So kamen ihm die Trieb­stan­gen einer Dampf­lok in den Sinn. « Ich habe dann die­se bei­den Bal­ken oben und unten hin­ge­macht, damit Bewe­gung in die Sache hin­ein­kommt. » Und gebo­ren war das DVZO-Logo. Dar­um her­um kon­stru­ier­te Bru­no Hom­ber­ger dann das Signet, das an der Vor­stands­sit­zung vom 9. Dezem­ber 1977 gewählt wur­de. Die sti­li­sier­te Dampf­lok fährt auch im 2017 noch über jeden Brief­bo­gen und das run­de Emblem – ursprüng­lich für das mitt­ler­wei­le zum Kult­ob­jekt gewor­de­nen Abzieh­bild im 70er-Jah­re-Oran­ge – deko­riert vie­le DVZO-Artikel.

Bru­no Hom­ber­ger ist es gelun­gen, etwas Zeit­lo­ses zu schaf­fen, das über die Jah­re nichts an Moder­ni­tät ver­lo­ren hat. Sei­ne Buch­sta­ben­ver­bin­dung ist fes­ter Bestand­teil der Mar­ke DVZO geblie­ben und wird uns wei­ter­hin beglei­ten. Eigent­lich war Bru­no Hom­ber­ger dem Dampf­bahn-Ver­ein Zür­cher Ober­land bei­getre­ten, um sei­ner Lei­den­schaft für die Eisen­bahn nach­ge­hen zu kön­nen und einen Aus­gleich zu sei­nem Beruf zu schaf­fen. Auch ihn ereil­te das­sel­be Schick­sal, wie vie­le Aktiv­mit­glie­der : Es wird ent­deckt, wor­auf man sich beruf­lich spe­zia­li­siert hat­te und sogleich ist man genau dafür ein­ge­spannt. So war er neben dem gra­fi­schen Auf­tritt des Ver­eins für den 1980 ins Leben geru­fe­ne Dampf­ex­press zustän­dig. Die ver­schie­de­nen Autoren lie­fer­ten ihm die mit Schreib­ma­schi­ne getipp­ten Blät­ter, er arran­gier­te die­se mit Sche­re und Leim auf der Druck­vor­la­ge, die er mit Filz­stift zu einem stim­mi­gen Gan­zen abrun­de­te. Lee­re Stel­len füll­te er mit cha­rak­te­ris­ti­schen Hom­ber­ger-Illus­tra­tio­nen. « Das Gefühl fürs Arran­gie­ren kann man nicht kau­fen. Es braucht den Blick fürs Gan­ze », meint Bru­no Hom­ber­ger. Bis zu sei­ner beruf­li­chen Pen­sio­nie­rung im 1995 gestal­te­te Bru­no Hom­ber­ger ab 1977 wäh­rend 16 Jah­ren den Dampf­ex­press und ande­re DVZO-Impri­ma­te in Fronarbeit.

Die Ver­eins­lei­tung spricht den Hin­ter­blie­be­nen ihr tief emp­fun­de­nes Bei­leid aus und wird Bru­no Hom­ber­ger ein Andenken bewahren.

Bild : Moni­ka Bieri

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